Der Spätphase des Italowesterns verdanken wir einige der kreativsten Beiträge: Django und die Bande der Bluthunde (1969) und Satan der Rache (1970) kombinierten den Western mit dem Horrorgenre, Enzo Gicca Palli schuf mit 1000 Dollar Kopfgeld (1971) einen Giallo-Western und Ferdinando Baldi lieferte mit Blindman (1971) ein Western-Remake der Zatōichi-Reihe ab. Keiner dieser Filme ist jedoch so ungewöhnlich wie Cesare Canevaris Mátalo (1971), bei dem sich die Meinungen spalten: Die einen halten den Streifen für puren Trash, andere wiederum haben ihn zum Kultfilm erhoben.
Die Handlung könnte simpler nicht sein: Burt, der gerade erst knapp dem Galgen entkommen ist, überfällt mit seinen Komplizen Ted, Phil und Mary gemeinsam eine Postkutsche. Er selber kommt dabei ums Leben. Seine drei Verbündeten bringen die Beute in eine verlassene Geisterstadt und schlagen dort ihr Lager auf, doch jeder will das erbeutete Geld für sich allein haben: Phil versteckt die Geldtruhe irgendwo in der Stadt und Mary versucht mit ihren weiblichen Reizen ihm den Ort des Verstecks zu entlocken. Doch die drei bleiben nicht allein: Eines Morgens kommen eine junge Frau und ein Fremder namens Ray in die Stadt. Die beiden werden gefangen genommen und gefoltert, doch Ray kann sich befreien und es kommt zum Showdown.
Das erste was bei Mátalo auffällt sind die Darsteller, die allesamt wie Hippies gekleidet sind und sich bewegen, als ob sie Drogen genommen hätten: So rennt beispielsweise Corrado Pani mit einem Dauergrinser durch die Gegend, während Antonio Salines durch die Landschaft torkelt und Geräusche wie ein Hund macht. Doch kritisieren kann man keinen der Schauspieler, denn so verrückt ihre Rollen auch sein mögen, sie liefern solide Leistungen ab.
Mátalo ist auch optisch ein sehr außergewöhnlicher Film. Verantwortlich hierfür ist Julio Ortas, der die Kamera bediente: Jede Einstellung wirkt durchdacht und es wird sehr viel mit Schärfe & Unschärfe gespielt. Neben dem oftmaligen Einsatz von Zeitlupe wird auch von Freeze-Frames und Hackschnitten Gebrauch gemacht. Auf der Tonspur ist Mario Migliardis äußerst ungewöhnlicher Score zu hören, der sicher nicht jedermanns Sache ist, aber, ebenso wie die Kamera, zu einem einzigartigen Filmerlebnis beiträgt.
Cesare Canevaris Film ist sicherlich nicht perfekt, so geht zum Beispiel Mátalo im Mittelteil kurz die Luft aus. Dennoch handelt es sich hier um einen der außergewöhnlichsten Beiträge zum Genre, weshalb Italowestern-Fans durchaus einen Blick auf diesen Streifen, der übrigens in der selben Western-Stadt wie Für eine Handvoll Dollar (1964) gedreht wurde, werfen könnten. Habe ich übrigens schon erwähnt, dass in diesem Film Bumerangs vorkommen?
Leider gibt es bisher keine deutschsprachige DVD zu diesem Film. Es existiert eine englischsprachige DVD von Wild East, diese hat aber magere Qualität und ist leicht geschnitten (z.B. fehlen die oben erwähnten Freeze-Frames). Wer des Italienischen mächtig ist, kann zur italienischen Scheibe von Medusa Entertainment greifen, die ein hervorragendes Bild aufweist.
Italienischer Kinotrailer
Mátalo - Willkommen in der Hölle (Mátalo)
Italien 1970
mit Corrado Pani, Lou Castel, Claudia Gravy, Antonio Salines
Musik: Mario Migliardi
Regie: Cesare Canevari
Regie: Cesare Canevari