Montag, 17. Januar 2011

Western-Jack (1967)

Nach dem überraschenden Erfolg von Ein Dollar zwischen den Zähnen (1966) dauerte es nicht lange bis Luigi Vanzi und Tony Anthony sich entschlossen, eine Fortsetzung zu drehen. Doch trotz eines höheren Budgets, eines tollen Soundtracks und Tony Anthony in Bestform gelingt es dem zweiten Stranger-Film, in Deutschland mit dem dämlichen Titel Western Jack gekürt, nicht wirklich, seinen Vorgänger zu übertreffen.

Die Handlung unterscheidet sich nicht allzu sehr vom ersten Teil: Eine Gaunerbande erbeutet einen Haufen Gold (diesmal in Form einer vergoldeten Postkutsche), der Fremde will sich am Gewinn beteiligen, wird jedoch verprügelt, gefoltert und gedemütigt. Er schafft es jedoch zu entkommen, schnappt sich eine Schrotflinte, diesmal mit vier Läufen, und metzelt einen Banditen nach dem anderen nieder.



Der wichtigste Unterschied zum ersten Teil ist, dass wir diesmal deutlich mehr über die Hauptperson erfahren: War der Fremde im ersten Teil nur ein „Unbekannter“, so wird in Western-Jack beispielsweise gezeigt, dass dieser eine Vorliebe für Gegrilltes hat, gerne rauchen würde, aber keine Zigaretten rollen kann und ab und zu mit seinem Pferd spricht. Zwar kommt Tony Anthony durch diese kleinen Details viel witziger und sympathischer rüber, das Verhüllte an dieser Figur geht aber verloren. Auch die Stimmung ist an keiner Stelle so düster, wie im Vorgänger.

Ein weiteres Problem des Films ist die Besetzung des Bösewichts En Plein, da Dan Vadis schauspielerisch überhaupt nicht an den von Frank Wolff toll gespielten Aguilar aus Ein Dollar zwischen den Zähnen heranreichen kann. Während dieser ein absolut unberechenbarer Psychopath war, der jeden Augenblick gewalttätig werden konnte, ist En Plein ein klassischer Antagonist, wie man ihn aus unzähligen Durchschnittswestern kennt. Mit der Figur des „Propheten“ bekommt Tony Anthony hier einen recht witzigen Sidekick, und diese beiden sind es dann auch, die die dem Zuschauer schauspielerisch in Erinnerung bleiben.



Der Höhepunkt für mich war nicht das Schlussduell zwischen dem Fremden und dem Bösewicht, sondern die Essensszene kurz davor. Während En Pleins Männer nach dem Fremden suchen, entdeckt einer von ihnen, der andauernd über alles lachen muss, in einem Haus einen Teller mit einem gegrillten Hühnchen darauf. In dem Augenblick, wo er die Waffe weglegt und zu essen beginnt, betritt der Fremde mit der Schrotflinte den Raum und setzt sich ihm gegenüber. Anstatt ihn aber gleich zu erschießen, gibt er ihm immer mehr zu essen. Dem Mann dabei zuzusehen, wie er mit erschrockenen Augen lachend um sein Leben frisst, ist absurd komisch und nervenzerreißend zugleich.

Western-Jack ist keineswegs ein schlechter Film. Tony Anthony sprüht vor Coolness, die Story enthält zwei bis drei (wenn auch nicht allzu überraschende) Twists und der Score von Stelvio Cipriani ist erstklassig. Zwar fehlt das, was den Vorgänger so besonders machte, unterhaltsam ist der Film jedoch allemal.

US-Kinotrailer


Western Jack (Un uomo, un cavallo, una pistola)
Italien/Deutschland 1967
mit Tony Anthony, Dan Vadis, Daniele Vargas, Marco Guglielmi, Jill Banner, Marina Berti, Raf Baldassarre
Musik: Stelvio Cipriani
Regie: Luigi Vanzi 

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