Sonntag, 30. Januar 2011

Videoclip: El Puro (1969)

Auf YouTube gibt es nun ein Video, das einen Filmausschnitt aus Edoardo Mulargias nie in Deutschland erschienenen Western El Puro (1969) zeigt. Bisher war der Film nur in miserabler Qualität auf einer französischen DVD erhältlich, doch nun scheint irgendwo (der User, der das Video hochgeladen hat, befindet sich in Südafrika) eine restaurierte Fassung des Streifens im Originalformat aufgetaucht zu sein...hier der Clip:



Mittwoch, 19. Januar 2011

Mátalo - Willkommen in der Hölle! (1970)

Der Spätphase des Italowesterns verdanken wir einige der kreativsten Beiträge: Django und die Bande der Bluthunde (1969) und Satan der Rache (1970) kombinierten den Western mit dem Horrorgenre, Enzo Gicca Palli schuf mit 1000 Dollar Kopfgeld (1971) einen Giallo-Western und Ferdinando Baldi lieferte mit Blindman (1971) ein Western-Remake der Zatōichi-Reihe ab. Keiner dieser Filme ist jedoch so ungewöhnlich wie Cesare Canevaris Mátalo (1971), bei dem sich die Meinungen spalten: Die einen halten den Streifen für puren Trash, andere wiederum haben ihn zum Kultfilm erhoben.

Die Handlung könnte simpler nicht sein: Burt, der gerade erst knapp dem Galgen entkommen ist, überfällt mit seinen Komplizen Ted, Phil und Mary gemeinsam eine Postkutsche. Er selber kommt dabei ums Leben. Seine drei Verbündeten bringen die Beute in eine verlassene Geisterstadt und schlagen dort ihr Lager auf, doch jeder will das erbeutete Geld für sich allein haben: Phil versteckt die Geldtruhe irgendwo in der Stadt und Mary versucht mit ihren weiblichen Reizen ihm den Ort des Verstecks zu entlocken. Doch die drei bleiben nicht allein: Eines Morgens kommen eine junge Frau und ein Fremder namens Ray in die Stadt. Die beiden werden gefangen genommen und gefoltert, doch Ray kann sich befreien und es kommt zum Showdown.



Das erste was bei Mátalo auffällt sind die Darsteller, die allesamt wie Hippies gekleidet sind und sich bewegen, als ob sie Drogen genommen hätten: So rennt beispielsweise Corrado Pani mit einem Dauergrinser durch die Gegend, während Antonio Salines durch die Landschaft torkelt und Geräusche wie ein Hund macht. Doch kritisieren kann man keinen der Schauspieler, denn so verrückt ihre Rollen auch sein mögen, sie liefern solide Leistungen ab.

Mátalo ist auch optisch ein sehr außergewöhnlicher Film. Verantwortlich hierfür ist Julio Ortas, der die Kamera bediente: Jede Einstellung wirkt durchdacht und es wird sehr viel mit Schärfe & Unschärfe gespielt. Neben dem oftmaligen Einsatz von Zeitlupe wird auch von Freeze-Frames und Hackschnitten Gebrauch gemacht. Auf der Tonspur ist Mario Migliardis äußerst ungewöhnlicher Score zu hören, der sicher nicht jedermanns Sache ist, aber, ebenso wie die Kamera, zu einem einzigartigen Filmerlebnis beiträgt.



Cesare Canevaris Film ist sicherlich nicht perfekt, so geht zum Beispiel Mátalo im Mittelteil kurz die Luft aus. Dennoch handelt es sich hier um einen der außergewöhnlichsten Beiträge zum Genre, weshalb Italowestern-Fans durchaus einen Blick auf diesen Streifen, der übrigens in der selben Western-Stadt wie Für eine Handvoll Dollar (1964) gedreht wurde, werfen könnten. Habe ich übrigens schon erwähnt, dass in diesem Film Bumerangs vorkommen?

Leider gibt es bisher keine deutschsprachige DVD zu diesem Film. Es existiert eine englischsprachige DVD von Wild East, diese hat aber magere Qualität und ist leicht geschnitten (z.B. fehlen die oben erwähnten Freeze-Frames). Wer des Italienischen mächtig ist, kann zur italienischen Scheibe von Medusa Entertainment greifen, die ein hervorragendes Bild aufweist.

Italienischer Kinotrailer


Mátalo - Willkommen in der Hölle (Mátalo)
Italien 1970
mit Corrado Pani, Lou Castel, Claudia Gravy, Antonio Salines
Musik: Mario Migliardi
Regie: Cesare Canevari

Dienstag, 18. Januar 2011

Ein Dollar zwischen den Zähnen (1966)

Im Jahr 1966 erblickte Luigi Vanzis erster Italowestern das Licht der Leinwand: Ein Dollar zwischen den Zähnen, mit extrem geringen Mitteln gedreht, setzte Tony Anthonys Karriere in Gang. Der gebürtige Amerikaner entdeckte im Fremden die Rolle seines Lebens und übernahm diese noch mal in drei Fortsetzungen.

Ein Fremder (Tony Anthony) hilft einer Gruppe mexikanischer Banditen dabei, amerikanische Soldaten um zwei Beutel Gold zu erleichtern. Der Anführer der Bande (Frank Wolff) weigert sich jedoch, wie vereinbart die Hälfte des Goldes an den Fremden abzugeben, und jagt ihn davon. Der Versuch des Fremden das Gold zu stehlen schlägt fehl, er wird von den Banditen beinahe zu Tode geprügelt. Mit letzten Kräften und der Unterstützung einer einsamen Frau greift er zur Schrotflinte und metzelt einen Mexikaner nach dem anderen nieder.


Viele werfen dem Film vor, eine bloße Low Budget-Kopie von Sergio Leones Für eine Handvoll Dollar (1964) zu sein. Wenn man das behauptet, tut man dem Film Unrecht, denn er schafft es eine ganz eigene, viel trostlosere, Atmosphäre aufzubauen. Humorvolle Elemente, wie beispielsweise ein gut gelaunter Totengräber, fehlen gänzlich. Dazu kommt noch, dass der Titelheld des Films gänzlich darauf verzichtet, sich seinen Gegnern in den Weg zu stellen, sondern sich stattdessen versteckt, um ihnen dann in den Rücken zu schießen. Als beispielsweise eine sadistische Dame mit einer Peitsche auf den Fremden einschlägt, beugt sich dieser zu ihr nach vor und macht Anstalten sie zu küssen…kurz bevor sich die Lippen der beiden berühren, dreht er ihr den Hals um.

Auch wenn Tony Anthony noch nicht ganz so cool wirkt, wie in späteren Werken, liefert er hier eine gute Leistung ab. Der Part des Antagonisten gehört dem amerikanischen Schauspieler Frank Wolff, der hier sein ganzes Talent zeigen darf. Andauernd fragt er einen seiner Männer Wer bin ich?, worauf dieser ihm antwortet: Ein Mann voller Mitgefühl.



Der Score von Benedetto Ghiglia besteht genau genommen aus zwei Themen, die einander abwechseln, wobei das Titelthema sehr stark in Erinnerung bleibt. Kamera und Schnitt bieten zwar nichts neues, erfüllen aber ihre Aufgabe.

Mit Ein Dollar zwischen den Zähnen legte Luigi Vanzi den Grundstein für seine Zusammenarbeit mit Tony Anthony. Der Film ist ein gutes Beispiel dafür, dass man bereits mit geringsten Mitteln einen guten Film auf die Beine stellen kann. Schade ist nur, dass dieser Streifen bisher nur gekürzt oder als englischsprachiges Bootleg erhältlich ist. Wer des Italienischen mächtig ist, kann auch die japanische DVD für 30€ importieren. Allen anderen bleibt es nur übrig zu hoffen, dass irgendwann in nächster Zeit ein Unternehmen sich dem Film widmet und dieses kleine Meisterwerk ungekürzt auf DVD veröffentlicht.

Italienischer Kinotrailer

US-Kinotrailer
 (Musik: Bob Seger - Heavy Music)


Ein Dollar zwischen den Zähnen (Un Dollaro tra i denti)
Italien/USA 1966
mit Tony Anthony, Frank Wolff, Jolanda Modio, Gia Sandri, Raf Baldassarre, Aldo Berti
Musik: Benedetto Ghiglia
Regie: Luigi Vanzi

Montag, 17. Januar 2011

Western-Jack (1967)

Nach dem überraschenden Erfolg von Ein Dollar zwischen den Zähnen (1966) dauerte es nicht lange bis Luigi Vanzi und Tony Anthony sich entschlossen, eine Fortsetzung zu drehen. Doch trotz eines höheren Budgets, eines tollen Soundtracks und Tony Anthony in Bestform gelingt es dem zweiten Stranger-Film, in Deutschland mit dem dämlichen Titel Western Jack gekürt, nicht wirklich, seinen Vorgänger zu übertreffen.

Die Handlung unterscheidet sich nicht allzu sehr vom ersten Teil: Eine Gaunerbande erbeutet einen Haufen Gold (diesmal in Form einer vergoldeten Postkutsche), der Fremde will sich am Gewinn beteiligen, wird jedoch verprügelt, gefoltert und gedemütigt. Er schafft es jedoch zu entkommen, schnappt sich eine Schrotflinte, diesmal mit vier Läufen, und metzelt einen Banditen nach dem anderen nieder.



Der wichtigste Unterschied zum ersten Teil ist, dass wir diesmal deutlich mehr über die Hauptperson erfahren: War der Fremde im ersten Teil nur ein „Unbekannter“, so wird in Western-Jack beispielsweise gezeigt, dass dieser eine Vorliebe für Gegrilltes hat, gerne rauchen würde, aber keine Zigaretten rollen kann und ab und zu mit seinem Pferd spricht. Zwar kommt Tony Anthony durch diese kleinen Details viel witziger und sympathischer rüber, das Verhüllte an dieser Figur geht aber verloren. Auch die Stimmung ist an keiner Stelle so düster, wie im Vorgänger.

Ein weiteres Problem des Films ist die Besetzung des Bösewichts En Plein, da Dan Vadis schauspielerisch überhaupt nicht an den von Frank Wolff toll gespielten Aguilar aus Ein Dollar zwischen den Zähnen heranreichen kann. Während dieser ein absolut unberechenbarer Psychopath war, der jeden Augenblick gewalttätig werden konnte, ist En Plein ein klassischer Antagonist, wie man ihn aus unzähligen Durchschnittswestern kennt. Mit der Figur des „Propheten“ bekommt Tony Anthony hier einen recht witzigen Sidekick, und diese beiden sind es dann auch, die die dem Zuschauer schauspielerisch in Erinnerung bleiben.



Der Höhepunkt für mich war nicht das Schlussduell zwischen dem Fremden und dem Bösewicht, sondern die Essensszene kurz davor. Während En Pleins Männer nach dem Fremden suchen, entdeckt einer von ihnen, der andauernd über alles lachen muss, in einem Haus einen Teller mit einem gegrillten Hühnchen darauf. In dem Augenblick, wo er die Waffe weglegt und zu essen beginnt, betritt der Fremde mit der Schrotflinte den Raum und setzt sich ihm gegenüber. Anstatt ihn aber gleich zu erschießen, gibt er ihm immer mehr zu essen. Dem Mann dabei zuzusehen, wie er mit erschrockenen Augen lachend um sein Leben frisst, ist absurd komisch und nervenzerreißend zugleich.

Western-Jack ist keineswegs ein schlechter Film. Tony Anthony sprüht vor Coolness, die Story enthält zwei bis drei (wenn auch nicht allzu überraschende) Twists und der Score von Stelvio Cipriani ist erstklassig. Zwar fehlt das, was den Vorgänger so besonders machte, unterhaltsam ist der Film jedoch allemal.

US-Kinotrailer


Western Jack (Un uomo, un cavallo, una pistola)
Italien/Deutschland 1967
mit Tony Anthony, Dan Vadis, Daniele Vargas, Marco Guglielmi, Jill Banner, Marina Berti, Raf Baldassarre
Musik: Stelvio Cipriani
Regie: Luigi Vanzi